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seemannsgarn

Hier geht es um Hintergründe, persönliche Einstellungen und Wissenwertes.

Wenn dich das idealistische Geblubber der hier vertretenden Künstlerin (an diesem Punkt nehme ich mal kurz etwas Abstand von mir selbst) nicht so interessiert und du nur wissen willst, ob du bei Vollmond im oder gegen den Uhrzeigersinn eincremen sollst und wann Du endlich wieder schwimmen gehen kannst: einfach runterscollen!

Mal ehrlich: Wer liest schon den Stuss auf diesen Täfelchen über die ausgestellten  Werke in einem Museum? Laaang-wei-lig! Ich zumindest guck immer nur Bilder.

Von der Idee zum Tattoo

 

Es gibt ganz unterschiedliche Arten an eine Tätowierung zu kommen. 

Spontan in ein Studio gehen, 'ne Mappe durchblättern, ein Motiv aussuchen, dran kommen, Stencil drauf, tätowieren, bezahlen, fertig.

So blöd es klingt, so lang ist es nicht her, dass genau das das übliche Prozeder im überwiegende Teil der Studios darstellte. Und man mag es nicht glauben, in wie vielen Studios man das auch heute noch vorfindet.

Wenn man das so möchte, ist es auch okay. Aber das hat dann weder etwas mit Kunst noch mit Individuallität zu tun. So viel Ehrlichkeit muss man sich selbst und seiner Haut gegenüber dann schon aufbringen.

 

Ich bin Custom Tätowiererin. Der mit Abstand größte Teil meiner Arbeit ist die Kreativarbeit, nicht das Handwerk. Eine Vorlage zu haben und die einigermaßen anständig auf die Haut zu übertragen, dazu gehört gar nicht so viel. Kopieren kann man lernen, wenn man fleißig genug übt, und den handwerklichen Teil der Arbeit, das Tätowieren selbst, auch.

Ich will gar kein Mystherium aus meiner Arbeit machen: auch Zeichnen kann man lernen. Aber eben nicht in zwei drei Jahren und es liegt auch nicht jedem. 

Ich bin ein eher ungeduldiger Mensch. Wenn ich was will, dann am besten sofort. Ich finde es bewundernswert, wie manche Menschen die Geduld aufbringen, ein Instrument zu lernen. Das könnte ich nie. Allein von der Vorstellung werde ich schon ungeduldig und grantig. Zeichnen, Malen, Wandwerk, das ist bei mir die Ausnahme. Ich kann ohne Weiteres sechs bis acht Stunden an einer Zeichnung sitzen.

Ich glaube, im Endeffekt ist alles lern- und trainierbar, aber ob es einem liegt und man ein Gefühl dafür entwickelt ist eine ganz andere Sache.

Für mich ist das "Zusammenshoppen", also in Photoshop Fotos und Vorlagen irgendwie neu zu kombinieren und vielleicht durch ein paar Farbklekse zu erweitern, keine eingenständlige kreative Arbeit. Wenn noch dazu kommt, dass Zeichnungen anderer Künstler (es müssen ja nicht immer Tätowierer sein) ungefragt dazu verwendet werden, finde ich, dass generell etwas falsch läuft. Rechtlich gesehen ist das auch schlicht ein illegales Vorgehen.

 

Ich bin, ganz unkaufmännisch, nicht der Typ, der dich davon überzeugen will, zu mir zu kommen. Ich finde es ganz gut, wenn meine Kunden das ganz von allein tun, ohne dass ich sie bequatschen muss.

Ich will dir nur ans Herz legen, Dir einen guten Artist zu suchen, der wirklich selbst zeichnet. Vom ersten Strich bis zum fertigen Entwurf. Denn darum sollte es gehen, um eine einzigartige Arbeit, ein Tattoo, das niemand sonst auf der Welt hat, sondern nur du.

Es sind in den letzen Jahren so viele frische, tolle, neue Künstler in die Tätowiererszene gespült worden, die echt was auf dem Kasten haben. Jeder kann mit etwas Suchen und Geduld den Künstler finden, der genau das macht, was man sich vorgestellt hat.

Kompromisse haben bei Tätowierungen wenig verloren.

Manches geht einfach nicht, da vertraue deinem Tätowierer, wenn er dir von etwas abrät oder sagt, dass es nicht machbar ist. Wenn dein Tätowierer dich wegschickt, spricht das für ihn, denn dann ist er nicht nur hinter deinem Geld her.

So mache ich das auch und werde es immer machen. Bevor ich Schund fabriziere, mache ich lieber gar nichts und wenn ich etwas nicht kann, lehne ich es ab. Sollte ich jemanden wissen, bei dem du mit einer bestimmten Stilrichtung künstlerisch besser aufgehoben bist, als bei mir, empfehle ich dir auch gerne gute Kollegen.

Für Fragen habe ich eigentlich immer ein offenes Ohr. Lieber einmal zu viel nachgefragt, als zu wenig.

Moos, Asche, Knete - Was kostet ein Tattoo

 

 

Bei dieser Frage könnte es dir womöglich passieren, dass dein Tätowierer ein nervöses Zucken im Augenlied bekommt.

Das liegt nicht an dir, sondern an der immer selben Frage und der immer selben Antwort. Besonders beliebt ist die "Was kostet ein Auto?"-Antwort. Dabei geht es um die Versinnbildlichung dessen, dass es alte Schrottlauben gibt, die mit Glück noch 3 Meter fahren, kleine, gebrauchte Mittelklassewagen, die dich zuverlässig und sicher an dein Ziel bringen und nagelneue Lamborghinis, mit denen du Lübeck-Dortmund in weniger als drei Stunden schaffst.

Die Frage ist einfach nicht zu beantworten und das macht es so anstrengend. Falls Dir also mal langweilig sein sollte und Du die Stressresistenz von Tätowierern austesten möchtest: Frag genau das. Eine statische Erhebung, in wie viel Fällen die Gefragten einfach nur weinend zusammengebrochen sind, wäre durchaus spannend. 

 

Ich weiß, dass ich manches Mal dafür sorge, dass meine Kunden hart schlucken müssen, wenn ich ihnen den ungefähren Preis zu ihrem Entwurf nenne.

Und ich will nicht runterspielen, dass es dabei oft um viel Geld geht.

 

Ich möchte nur zwei Aspekte ganz klar dazu aufzeigen.

Der eine ist, dass die Zeit, die ich in deine Tätowierung stecke, mit unter enorm ist und du nur einen Bruchteil davon mitbekommst. Kundenkontakt, Ideensammlung für die Umsetzung, Bildrecherche, Skizzen, Entwürfe, Zeichnen, Zeichnen, Zeichnen, noch mehr Zeichnen, Kundenkontakt, Stencil anpassen, Arbeitsplatz vorbereiten, Tätowieren, Arbeitsplatz abbauen, Laden putzen, Materialien bestellen, Austausch mit Kollegen, Nachstechen (Kundenkontakt, Aufbau, Nachstechen, Abbau). Ich habe sicher noch einiges vergessen, aber das alles ist meine Arbeitszeit. Davon bezahlt bekomme ich "Tätowieren". Das heißt, dieser eine Punkt muss alle anderen mit tragen. 

Ich gebe dir recht, wenn du sagst, 120-200 Euro (der durchschnittliche Satz, den ein Kunde in Deutschland zahlt) ist ein ziemlich krasser Stundenlohn. Ich habe schon relativ oft gehört: "Soviel würde ich auch gerne verdienen!". Ich auch. Ich hätte nichts dagegen, wenn man mir meine gesamte Arbeitszeit so vergüten würde. Das tut aber niemand.

Zur Info: freiberuflichen Grafikdesignern und Illstratoren wird empfohlen, als Berufseinsteiger(!) einen Stundensatz von 90-100 Euro anzusetzen. Und damit meine ich, einen wirklichen Stundenlohn, und nicht nur den niedliche Bruchteil der Arbeitszeit, den wir uns bezahlen lassen. Die Nutzungsrechte muss der Kunde da natürlich noch on Topp zahlen.

Klingt auch verlockend, oder? Bis man weiß, was es bedeutet selbstständig zu sein.

Keine Arbeit = Kein Geld, krank = kein Geld, Terminausfall = kein Geld. Urlaub = Kein Geld. Kosten laufen trotzdem. Versicherungen, Ladenmiete (übrigens, dass ich meinen Laden im Haus habe, heißt nicht, dass ich keine Miete zahle, die Zinsen einer Finanzierung und die Tilgung lassen sich leider nicht wegwünschen aus der Rechnung, wir zahlen genau so Miete, wie jeder andere auch), Material, Krankenkasse (startet übrigens bei 350 Euro monatlich für Geringstverdiener), Steuern, und so weiter.

Also.. so krass es auch manchmal klingt, wenn man den Preis gesagt bekommt, wir saugen ihn uns nicht aus den Fingern und wir sind in den seltensten Fällen überbezahlt (vor allem aber wir illustrierenden Tätowierer nicht, da denkt man lieber nicht über seine Arbeitsstunden nach am Ende des Monats).

 

Der zweite Aspekt ist die Relation: Sei es dir wert.

So viele von uns Laufen mit einem Smartphone rum, das mehrere hundert Euro kostet und spätestens nach drei Jahren tauschen wir es gegen ein neues aus. Wir kaufen Schuhe und Klamotten, die wir maximal ein paar Jahre tragen. Fernseher, die nach einer Weile gegen noch größere Fernseher ausgetauscht werden, Kino, Essen gehen, Urlaub. Selbst ein Auto, das oft Tausende von Euros kostet, haben wir nicht unser Leben lang. All das kommt und geht. Unsere Haut nicht.

Du hast nur diese eine. Und wenn sie versaut ist, kannst du sie nicht einfach auswechseln. Das sind auch keine Haare, die nachwachsen, wenn man sie abgeschnitten hat.

Ein Tattoo ist eine der wenigen Sachen, die Du für immer haben wirst. Und Du kannst Dich nicht umentscheiden.

Beim Smartphone wird nicht lang gefackelt, da wird auch nicht mit dem Verkäufer diskutiert oder gesagt "Uui, das ist aber teuer." oder "Also für 100 Euro weniger würde ich es ja vielleicht nehmen..", da steht ein Preis auf einem Schild und man geht an die Kasse und bezahlt. Fertig.

 

Es ist nicht schön für uns Künstler immer wieder solche Reaktionen zu erleben. Auch wenn ich sie auf einer Seite total nachvollziehen kann. Aber was sagt das aus, dass man für Konsumgüter, in denen keine Liebe, keine Kreativität steckt, für die sich nicht extra jemand hingesetzt und persönliche Gedanken, Mühe, Kreativität und Zeit investiert hat, mehr wert ist, als das was wir machen.

 

Ich bin nicht günstig. Und ich habe auch nicht den Anspruch günstig zu sein, denn dann müsste ich anders arbeiten und könnte nicht das anbieten, was ich anbiete. Du wirst mit größter Sicherheit ein Studio finden, dass dir ein Tattoo für deutlich weniger Geld sticht. Und wahrscheinlich trotzdem mehr daran verdient, als ich es getan hätte.

Am Ende entscheidest du, zu wem zu gehst, was du willst, was das Tattoo und was deine Haut dir wert ist.

Was geht, was nicht

 

Es gibt wenig, was man nicht machen kann bei Tattoos, es ist nur die Frage, wie sinnvoll und langlebig es ist. 

 

Weiße Tattoos

 

Das ist so eine Modeerscheinung aus Zeitschriften, in denen gephotoshoppte oder frischgestochen Tattoos gezeigt werden, manchmal sogar nur aufgeklebte. Ungefähr so sinnvoll wie Tattoos auf der Fingerseite oder unterm Fuß.

Abgeheiltes weiß ist nicht sichtbar genug, als das man den Effekt erzielen könnte wie auf den diversen Fotos, die immer mal wieder die Runde machen.
Dazu musst du dir nur das Grundwissen über Tattoos heranziehen:

Die Farbe wird in die mittlere Hautschicht gestochen. Bei einem frischen Tattoo ist die Farbe auch in der Epidermis, der obersten Hautschicht. Deswegen sieht schwarz richtig schwarz aus und auch weiß weiß, direkt nach dem Stechen. 
Die oberste Hautschicht erneuert sich aber stetig und wenn die Wunde abgeheilt ist und die oberste Hautschicht komplett erneuert ist - also nicht nach einer Woche, wenn sich die ersten Fitzelchen der Haut sichtbar gelöst haben, wie man das aus dem Heilungsprozess so kennt, sondern nach den ersten paar Monaten, wenn die Wunde wirklich durchgeheilt ist - ändert sich das Bild.
Es liegt dann die neue obere Hauschicht ohne Verletzung und ohne Farbreste über der mittleren, in der die Farbe dauerhaft eingeschlossen ist.
Die oberste Hautschicht ist durchscheinend (deswegen sieht man die Farbe weiterhin), aber nicht durchsichtig. In der obersten Hautschicht liegt auch das Melanin, das körpereigene Pigment, das unserer Haut ihre Farbe gibt. 
Das ist der Grund, warum schwarz abgeheilt nie tief schwarz sein kann. Denn es liegt immer die heile Haut darüber, die das Bild "vertrübt".
Bei weiß bedeutet das, dass es gelblich oder bräunlich aussieht, je mehr Pigmente da sind. 
Das heißt: Sonne ist nicht nur schädlich für das Tattoo, weil es die Farben dauerhaft verblassen lässt, sondern je dunkler die Haut ist, desto weniger leuchtend erscheinen auch die Farben. Je dunkler der Teint also, desto gelblicher/bräunlicher erscheint das weiß.

Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält, ist, dass der Tätowierer schuld daran sei, dass weiß gelb wird. Das ist Blödsinn, wie du siehst.
Man kann uns für einiges verantwortlich machen und auch sicherlich dafür, wenn der Kunde über solche Dinge nicht aufgeklärt wird, aber eben nicht für alles.

Sollte dir ein Tätowierer solche Sachen nicht vorher sagen und aufklären, solltest du vielleicht hinterfragen, ob ihm das Geld wichtiger sein könnte, als deine Haut und ob du dich dort gut aufgehoben fühlt. 

Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt immer mal Leute, bei denen das weiß auch nach Jahren noch leuchtet, das will ich nicht ausschließen. Ich bin mal fast vom Hocker gefallen, als mir eine junge Frau sagte, ihr Tattoo sei vier Jahre alt. Denn das weiß war wirklich deutlich sichtbar und es sah echt gut aus.
Das ist allerdings eher die Ausnahme. Und dass sie blass wie ein Blatt Papier war und nie in die Sonne ging, brauche ich wohl nicht erwähnen.

Noch eins: klar, kann man Tattoos immer und immer wieder Nachstechen. Ist natürlich auch eine feine Einkommensquelle, wenn ich jedes Mal Geld dafür bekomme, weiß nachzustechen. Aber dass immer wieder Verletzung an der selben Stelle auf Dauer vielleicht nicht so der Knaller für die Haut ist, sollte einem dann auch klar sein.

 

 

So klein wie möglich

 

Mach das nicht. Ich weiß, grade beim Ersten ist man noch sehr zurückhaltend.

Abgesehen davon, dass ein zu kleines Motiv oft unstimmig auf dem Körper aussieht und im zweifelsfall die Körperstelle massiger und unförmiger erscheinen lässt, als sie eigentlich ist, ist klein nicht gleichbedeutend mit "fein". 

Wir altern, unsere Haut altert, unsere Tattoos altern. Das lässt sich leider nicht verhindern. Schattierungen werden weicher mit der Zeit, Farben heller, Linie werden breiter. So ist es und da wir das vorher wissen, sollten die Motivwahl und -Größe von Anfang an so langlebig wie möglich geplant sein.

Kleine Details laufen zu und am Ende ist das einst kleine, filigrane Tattoo nur noch ein kleiner, dunkler Fleck. Wenn du dich traust, dein Motiv größer zu machen, wirst du deutlich länger mehr Freude daran haben.

 

Ich empfehle niemanden ein Motiv größer zu machen um damit mehr Geld zu verdienen oder weil ich der Meinung bin, jeder sollte möglichst viel Fläche seines Körpers mit Farbe voll haben. Ich versuche nur, das bestmögliche aus deinem Wunsch heraus zu holen.

Und manchmal musst du deinem Tätowierer einfach vertrauen, dass er deutlich mehr Erfahrung hat, was dieses Thema angeht und er Dir nichts Böses will mit "das müssen wir etwas größer machen".

 

 

Seitlich am Finger

 

Rihanna. Photoshop. Nein. 

Mit diesen drei Worten kann man das ganze Thema eigentlich abhandeln.

Es hält nicht. Definitiv. 

Ja, das mit den Ausnahmen gilt auch hier. Aber wenn es hält, sieht es nicht gut aus, weil es zu tief gestochen sein wird. 

Bitte lass uns eine andere Körperstelle für dein Tattoo finden. 

Ich sag das nicht, weil ich es dir nicht gönne oder ich es nicht schön finde, sondern weil ich nicht will, dass du dir die Hände versaust. Wäre es am Fuß: meine Güte, die Fußkante unten hält auch nicht (weil es wie beim Finger Richtung Lederhaut geht), aber wenn du mich anflehen würdest und mir versichern könntest, dass du weißt, dass es nicht hält und du es trotzdem unbedingt haben musst: so what. Aber die Hände! Die kannst du einfach nicht verstecken. Und es wird immer miserabel aussehen. Ein Tattoo, das, wenn überhaupt, nur noch halb drin ist, und/oder verlaufen, das macht einen schmuddeligen Eindruck.

 

Auch hier gild das gleiche wie bei weiß: ich könnte damit toll Geld verdienen. Das so ticke ich einfach nicht. Wenn ich es dir ausrede, dann dir zurliebe. ..außerdem gibt das mindestens 3 Karmapunkte im Plusbereich,

 

 

Hals, Gesicht, Hände

 

Ich sage nicht, dass ich diese Stellen nicht tätowiere. Aber es sind Ausnahmen. 

So wünschenswert es auch wäre: Tattoos sind nicht wirklich salonfähig. 

Auf einer Skala von "Hexenverbennung" bis "Salonfähig" sind wir vielleicht nicht mehr bei der Jagd mit Mistgabeln, aber wer sagt, Tattoos seien salonfähig, belügt sich selbst. Grade Lübecker sollten das wissen.

Die wenigsten Menschen können sich jobtechnisch leisten Tätowierungen zu haben, die man überhaupt nicht verdecken kann. 

 

Klar ist jeder für sich selbst verantwortlich und kann entscheiden, was er mit sich und seinem Körper macht, aber ich muss mich daran nicht zwangsläufig beteiligen, und behalte mir vor, es nicht zu tun, wenn ich das Gefühl habe, es wäre ein Fehler.

 

 

Modemotive

 

Wenn man nicht ganz so viel mit Tattoos, der Szene, den Entwicklungen zu tun hat, wie wir Tätowierer, kann es schon mal vorkommen, dass man nicht oder zu spät merkt, dass es grade einen Trend gibt.

Vor ein paar Jahren hing bei jedem zweiten Tätowierer das Schild "Sterne sind ausverkauft. Kommen auch nicht wieder rein". 

Solche Motive gibt es immer. Dinge, die grade jeder haben will.

Man kann da aber nochmal unterscheiden zwischen einem Motiv, aus dem auch nicht mehr viel herauszuholen ist und einem Motiv, das zwar in ist, aber viel Raum für Variationen bietet.

Ein aktuelles Beispiel:

Das Infinityzeichen, die liegende Acht, Unendlichkeit. Alle Variationen, mit Herz dran und mit einem Wort drin, einer Feder dran... egal. Es bleibt eine liegende Acht und die Bedeutung passt, denn es wurde unenedlich oft tätowiert.

Als Gegenstück der Anker. Ein klassisches Motiv, das aktuell wirklich extrem beliebt ist. Nicht nur auf der Haut, auch bei Klamotten, Deko, Schmuck, Möbeln, Taschentüchern. Aber er bietet in der Gestaltung sehr viel mehr Spielraum. vom ganz kleinen einfachen Strichanker bis zum großen Motiv mit Blüten, Wellen, Kette, Tau, Vögeln.. Ein Anker kann groß, schwer und mächtig sein, aber auch schlank, fiminin, mit filigranen Verzierungen und Farbe.

 

Wenn ein anderer Kollege oder ich dir also sagen: das würdest du bereuen, wenn du dieses oder jedes Motiv wählst, vertraue uns ein bisschen. Wir haben schon einiges kommen und gehen gesehen.

 

 

 

 

Oft ist so ein Vernunftsgespräch auch eher der Abturner und es enttäuscht den Kunden, der voll Begeisterung bei mir ankommt. Das macht mir auch keinen Spaß.
Aber ich finde es extrem wichtig, dass die Kunden im Vorfeld alle Infos haben.

Endlich: die Pflege

 

Wie gut und schnell deine frische Tätowierung abheilt und auch, wie sie später aussieht, hängt in erster Linie von deiner Pflege ab. Damit du auch Jahrelang viel Freude damit hast, sei gewissenhaft in der ersten Zeit.

 

 

Der erste Tag

 

Die Folie das erste Mal nach etwa vier Stunden abnehmen. Tattoo unter lauwarmen* Wasser mit PH-neutraler und parfumfreier Seife vorsichtig abwaschen. An der Luft trocknen lassen. Wenn du keine Zeit hast, bitte unbedingt ein (auf 90°C) frisch gewaschenes Handtuch nehmen oder ein Stück Küchenrolle und nur behutsam tupfen, nicht reiben.

Danach solltest du dein Tattoo mit panthenolhaltiger Wundheilsalbe oder Tattoocreme dünn eincremen. Ich empfehle meist die Panthenol-Creme von Rathiopharm, da ich sie von der Konsistenz her am angenehmsten finde. (Vaseline und andere Fettcremes sind kein Ersatz!)

Danach, je nachdem, welche Stelle tätowiert wurde und was du noch vor hast, entweder das Tattoo an der Luft lassen und darauf achten, dass es nicht austrocknet (lieber oft dünn eincremen, als einmal dick) oder wieder neue Frischhaltefolie zum Schutz drüber. 

Auf jeden Fall aber ist zu enge Kleidung, durch die Reibung entstehen kann, zu vermeiden.

 

*Viele meiner Kunden schwören inzwischen darauf, heißes (also so heiß, wie du auch normalerweise duschst) Wasser beim ersten Abwaschen zu nehmen, da sie den Eindruck haben, dass es in der Tat die Heilungphase noch verbessert und beschleundigt. Das heiße Wasser öffnet die Poren und spült überschüssiges Wundwasser, Farbrest und Vaseline aus der Haut. Das ist natürlich nicht verkehrt und entlastet die Haut.

Allerdings brennt es ziemlich heftig, wenn man heißes Wasser nimmt.

 

 

3-5 Tage

 

In den folgenden drei bis fünf Tagen mindestens dreimal täglich gründlich aber vorsichtig waschen, trocknen lassen und neu cremen, wie oben beschrieben. (Auf jeden Fall vor und nach dem Schlafen!)

Wenn du über Nacht keine Folie auf dein Tattoo machen möchtest, sorge dafür, dass der Stoff der frisch gewaschenen Kleidung nicht am Tattoo festtrocknet, das heißt: gut eincremen. Sollte es doch einmal passieren, den Stoff bitte erst mit Wasser einweichen, nicht einfach abreißen. 

Halte Dein Tattoo immer geschmeidig durchs Cremen.

Nach ein paar Tagen löst sich die oberste Hautschicht. Sowohl das Ablösen der Haut, als auch ein leichtes Jucken gehört zum Heilungsprozess. Auf gar keinen Fall kratzen oder pulen!

 

 

2-4 Wochen

 

Bis das Tattoo vollkommen verheilt und die leicht silbrig glänzende Haut verschwunden ist, die zum Vorscheinen kommt, nachdem sich die oberste Hautschicht in den ersten Tage gelöst hat, kann es bis zu 6 Wochen dauern.

Mindestens aber zwei Wochen musst du auf folgendes Verzichten: Vollbäder, Schwimmen gehen, Sauna, Solarium, direkte Sonneneinstrahlung

Den Rest Deines Lebens, wird dein Tattoo und die Farbe es dir danken, wenn du es im Sommer und bei Solariumbesuchen mit Sonnenschutzfaktor 50 eincremst. Wie lange Farben leuchten, ist kein Zufall. Sei gut zu deiner Haut!

 

 

Noch ein paar Grundsätze

Ich tätowiere niemanden, der nicht volljährig ist.

 

Auch nicht mit Erlaubnis der Eltern oder einem Empfehlungsschreiben vom Kaiser von China.

Unter 18 brauchst du es nicht zu versuchen.

Sei nicht traurig, es erscheint einem manchmal unglaublich lang (ich erwähnte ja bereits, dass ich oft ungeduldig bin), noch ein oder zwei Jahre warten zu müssen. Aber im Nachhinein ist es eigentlich ein Witz. Denn du läufst danach ja durchschnittlich noch 50 bis 70 Jahre mit diesem Tattoo rum. Sei geduldig. Und egal für wie weit und erwachsen man sich hält: je jünger man ist, desto eher ändern sich Einstellungen, Wünsche und Geschmäcker. 

Wenn du erstmal 30 bist und deine Senioren-Kanaster-Treffen plötzlich nicht mehr Mittwochs um 15 Uhr, sondern um 15:30 Uhr anfangen, was dich und dein Innerstes wirklich zu tiefst erschüttert, wirst Du merken, wie wenig anders das Leben als alter Mensch ist und das wie unstet man als junger Hüpfer war, auch wenn es einem nie so vorkam.

 

 

Urlaub, Party, Trallala!

 

Wenn du vor hast, in den Urlaub zu fahren, bring mir was mit! ..nein, ich wollte was anderes schreiben. Wenn du vor hast in den Urlaub zu fahren, lässt du dich bitte nicht kurz vorher von mir tätowieren. Sondern bitte danach.

Auch nach vier oder sechs Wochen ist es nicht das beste, was du deiner Tätowierung bieten kannst. Es sei denn du fliegst nach Schottland. Schottland ist okay. Regen ist okay.

Ich glaube, du verstehst, worauf ich hinaus will.

Das gleich gilt für die Sommerzeit: Wenn klar ist, dass in den nächsten Woche tägliche Freibadbesuche mit Freunden oder den Kids angesagt sind, tust du besser daran, Geduld zu beweisen und nach dem Sommer zu kommen. Hey - mal ehrlich. Wir können uns hier oben doch froh schätzen, wenn wir den Sommer nicht verpasst haben, weil wir genau an dem Tag einen Arzttermin hatten. Will heißen: Wie lang ist der Sommer bei uns schon.

Party machen gehen nach einem Tattootermin: spar es dir. Ernsthaft. 

Alkohol ist blutverdünnend und deshalb nicht nur vor dem Termin tabu. Ob man es glauben will oder nicht, es spült dir die farbe aus der Haut. Und dein Organismus wird unnötig belastet.

 

 

Krankheit und Medikamente

 

Wenn Du unter einer chronischen Krankheit leidest oder ständig Medikamente einnimmst, sprich bitte mit deinem Arzt vorher, ob aus medizinischer Sicht etwas gegen das Tätowieren spricht, und teile es mir, auch wenn nichts dagegen spricht, bitte mit.

Solltest Du akut krank sein, finden wir einen neuen Termin. Auch mit einer kleinen Erkältung möchte ich dich nicht hier haben. Erstens kann ich es mir nicht leisten, dass ich krank werde und zweitens ist die Mehrbelastung für den Körper nicht zu unterschätzen. Die Kraft, die der Körper normalerweise für die Bekämpfung der Viren benötigt, muss er teilen, weil es plötzlich noch eine großflächige Hautwunde zu versorgen gilt. Da kann im blödestens Fall aus einem kleinen Infekt, eine Lungenentzündung werden. Das ist es nicht wert.

 

Genauso wie Alkohol, sind viele Schmerzmittel blutverdünnend. Bei Kopfschmerzen also, wenn möglich, nicht sofort zu einem Schmerzmittelgreifen, auch nicht am Tag vorher.

 

Kürzlich habe ich einen Tipp von einer guten Kollegin erhalten: Knoblauch wirkt auch blutverdünnend. In den Tagen vor dem Termin müsstest du bitte darauf verzichten in rauen Mengen Tzazicki zu essen.

 

 

Hilfsmittel

 

Gummibärchen, Kuscheltier und Begleitung erlaubt, Emla nicht.

Emla ist ein freiverkäufliche Lokalanästhetikum (mit dem Wirkstoff Lidokain) in Salbenform, das die Haut leicht betäubt.

Erstens nützt es kaum etwas, weil man vorher nicht abschätzen kann, wie lang die Wirkung anhält, das kann ganz unterschiedlich sein und wenn es nicht mehr wirkt sind die plötzlich eintretenden Schmerzen umso schlimmer.

Dass wir Schmerz empfinden, hat schon seinen Sinn und seine Berechtigung. Dein Körper teilt dir mit, wenn es nicht mehr geht. Ich würde mich hüten, diese Signale durch irgendwas zu betäuben oder zu verfälschen. Sei es durch eine Salbe oder ein Rauschmittel. Wenn ich feststellen sollte, dass ich jemals einen Kunden vor mir sitzen habe, der nicht hundertprozentig nüchtern ist, breche ich die Sitzung augenblicklich ab.

Abgesehen von diesen Dingen schwemmt Emla die Haut extrem auf und die Haut nimmt die Farbe ein vielfaches schlechter auf.

 

 

Stichtag

 

Wenn du zum Termin kommst, solltest du möglichst ausgeschlafen haben, die letzte Partynacht und auch das letzte Glas Rotwein sollten mehr als 24 Stunden zurück liegen, der körperliche und emotionale Stress so gering wie möglich sein, und du solltest bitte gut gegessen und getrunken haben.

Personlausweiß nicht vergessen

 

 

Terminabsage

 

Üblicherweise werden in Tattoostudios Anzahlungen genommen, wenn Termine vereinbart werden. Das liegt daran, dass wir einen Verdienstausfall haben, wenn ein Kunde nicht erscheint. Oft genug müssen andere Kunden auf einen späteren Termin warten, die ihn sonst gerne genommen hätten und für uns geht Zeit und Geld verloren.

Manche Kollegen nehmen bis zu 50% des Gesamtpreises als Anzahlung

Wenn Termine 48 Stunden vorher nicht absagt werden, wird die Anzahlung einbehalten. Krankheitsbedeingte, kurzfrische Absagen sind mit einer Mitteilung vom Arzt zu bescheinigen.

 

Nun ist es so, dass ich bisher wirklich Glück mit meinen Kunden hatte und relativ selten aus schlechten Gründen versetzt wurde. 

Wenn ich die Terminabsprache und das Besprechen des Entwurfs über E-Mail oder Facebook mache, finde ich es etwas umständlich etxtra einen Termin zu vereinbaren für eine Anzahlung für einen Termin.

Daher läuft es aktuell noch auf Vertrauensbasis. Sollten sich schlechte Erfharungen anhäufen, behalte ich mir vor, das zu ändern.

Seid einfach so gut, und versucht so zeitig wie möglich Bescheid zu geben, damit ich eine Chance habe, etwas im Kalender zu schieben.

 

 

Rechtliches

 

Ich gehe ganz stark davon aus, dass es Überflüssig ist, das hier zu schreiben, da die Leute, die sich die Mühe machen, das alles durchzulesen, mit Sicherheit nicht zu jenen gehören, denen man das sagen muss.

Nichts desto trotz der Vollständigkeit halber:

 

Alle meine Entwürfe und Illustrationen, gezeichnete, wie tätowierte unterliegen dem Urheberrecht und sind somit geschützt.

 

Wer meine Bilder nutzt, oder vervielfältigt, begeht eine Urheberrechtsverletzung und macht sich strafbar.

 

Insbesondere geht es darum, dass meine Werke nicht von Tätowierern kopiert werden oder die Fotos ohne meinen Namen geteilt werden.

 

Wer einen meiner Entwürfe stiehlt und ihn sich von einem Dritten tätowieren lässt, macht sich strafbar und kann davon ausgehen, dass ich das, sollte ich davon erfahren, mit hundertprozentiger Sicherheit zur Anzeige bringe. 

 

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